Tanz mit dem Wind

In diesen Ferien hatte ich ein Erlebnis, das meinen Blick auf meine eigene Kultur verändert hat – eine neue Perspektive. Man kommuniziert anders, je nachdem, in welcher Sprache man sich bewegt.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass die deutsche Sprache für mich empfindsamer ist als meine eigene.
Vielleicht, weil mein Wortschatz begrenzt ist und ich versuche, Wörter zu wählen, die in meinen Ohren schön klingen – auch wenn sie manchmal nicht die richtigen sind, um meine Gedanken auszudrücken.
Ich schreibe erzählend auf Spanisch und sehe, dass ich damit meine Leserinnen begeistern kann, in meiner Sprache zu lesen.
Aber vielleicht sollte ich mutiger sein – und mit weniger Worten, auf Deutsch – über meine Gedanken, Erlebnisse, Gefühle und Erinnerungen schreiben.
Vielleicht kann ich so auch meine deutschsprachigen Leserinnen berühren, bevor sie meine Texte auf Spanisch lesen.
In Bath zum Beispiel beobachtete ich mächtige Bambusse, wie sie im Einklang mit dem rauen Wetter tanzten – gemeinsam mit dem Wind, wie in einem Stück eines berühmten viktorianischen Balls.
In Harmonie mit der Musik bewegten sich die Bambusse und der Wind – sie umkreisten einander,
sanft, wie zwei, die sich mögen. Bald begannen sie, Gedanken auszutauschen.
Der Wind fragte:
„Woher kommst du?“
Und sie antworteten:
„Von weit, weit her.
Aber ich bin schon so lange hier,
dass ich mich kaum noch an mein Herkunftsland erinnere.
Als ich ankam, war ich zerbrechlich, mir war kalt.
Doch meine Wurzeln wurden stark.
Mein Körper nahm die Form eures Wetters an,
und meine Blätter lernten – mit dir zu tanzen.“
„Warum frage ich dich nicht, Wind, woher du kommst?
Warum wollen immer alle wissen, woher ich komme?
Obwohl du es doch bist, der das Leben deiner Gefährten oft schwer macht – und ich es bin, die durch ihre erlernte Stärke vielleicht sogar das Leben mancher Einheimischer ein wenig leichter macht.
Warum?“